Alexandra Busch - Hochschulconsulting

In den sieben Dimensionen zum Vertrauen wurde sie ebenso erwähnt, wie in den Eigenschaften, die Führungskräfte zeigen sollten: Empathie ist eine der Schlüsselkompetenzen für erfolgreiche Teams.

Empathie und emotionale Intelligenz in der Führung gewinnen darum auch für die professionelle Entwicklung von Führungskräften an Bedeutung und sind fester Bestandteil meiner Führungsfortbildungen und in den gemeinsamen Angeboten mit meiner Kollegin PD Dr. Mareike Menne (www.busch-menne.de). Führungskräfte aus dem wissenschaftlichen Kontext folgen noch oft der Überzeugung, bei Empathie und Emotionaler Interelligenz handele es sich eher um Charaktereigenschaften, die kaum zu verändern seien, und nicht um Kompetenzen, die im Kontext von Führungsschulungen ausgebildet werden könnten.

Tatsächlich ist die Schnittmenge zu Persönlichkeitsanteilen und auch persönlichen Vorlieben unserer Erfahrung nach groß. Gerade darum interessiert uns der Anteil an diesen Schlüsselkompetenzen, der erlern- und trainierbar ist und damit dazu beiträgt, die Arbeit in Teams im Hochschulkontext vertrauensvoller und damit gleichzeitig effektiver und effizienter werden zu lassen.

 

Was ist Empathie, was ist emotionale Intelliganz und warum sind sie wichtig?

Empathie meint die Fähigkeit, Gefühle und Perspektiven anderer Menschen nachvollziehen zu können. Emotionale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, die eigenen Emotionen sowie die Gefühle anderer zu erkennen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Beide stehen im Zusammenhang mit anderen persönlichkeitsbezogenen Kompetenzen:

1) Selbstwahrnehmung: Führungskräfte, die üben, ihre eigenen Emotionen zu erkennen, bewusst wahrzunehmen und zu verstehen, können ihre Reaktionen besser steuern. Darüber hinaus können sie über die eigene Situation hinaus Ähnlichkeiten und Unterschiede zu anderen Personen benennen; so üben sie sich darin, auch die Gefühlsäußerungen anderer Menschen besser wahrzunehmen.

2) Selbstregulation: Ein klares Bewusstsein für die eigenen Emotionen und ein besseres Verständnis für ihr Auftreten und ihre Äußerungen ist die Grundlage, die Reaktion auf Gefühle besser steuern zu können. Selbstregulation meint, impulsive Reaktionen zu kontrollieren und überlegt zu handeln. Sie ermöglicht es Führungskräften, in fordernden Situationen angemessen und besonnen zu reagieren, ohne von den eigenen Gefühlen davongetragen zu werden.

3) Soziale Fähigkeiten: Wer kennt sie nicht, diese angebliche Schlüsselkompetenz der Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen? Doch selten wird sie erläutert, noch seltener professionalisiert. Wir arbeiten in unseren Führungsfortbildungen mit folgendem Verständnis: Soziale Fähigkeiten meinen ein Kompetenzbündel, das es uns erlaubt, positive Beziehungen aufzubauen und zu gestalten, differenziert zu agieren und Konflikte zu lösen. Sie sind entscheidend für erfolgreiche Teamarbeit.

4) Motivation: Bei diesem Lehnwort aus dem Lateinischen haben viele Führungskräfte lange nur eine Begriffsfacette genutzt, die wir als „Antrieb“ oder „Anreiz“ übersetzen können. Eine andere Facette hilft gerade beim Aufbau von Vertrauen, denn das Motiv kann auch der Grund sein, aus dem etwas geschieht oder getan wird. Motivation können wir also auch als „Begründen“ deuten – und Menschen einen (guten) Grund für ihr berufliches Tun zu geben, und sei er noch so pragmatisch-aufgabenbezogen – trägt zum Vertrauen bei, dass verantwortungsvoll mit der Lebenszeit anderer umgegangen wird.

Die Rolle von Empathie in der Führung

Empathie und emotionale Intelligenz gehen also über das bloße Verstehen von Emotionen hinaus. Sie sind zentrale Kompetenzen, die es Führungskräften ermöglichen,

  • die Bedürfnisse ihrer Teammitglieder wahrzunehmen,
  • zu verstehen, was sie brauchen, um gut arbeiten zu können, und
  • darauf angemessen zu antworten.

Dieser Prozess stärkt sowohl die Arbeits- als auch die Führungsbeziehung:

  • Mitarbeiter:innen fühlen sich verstanden und oft auch wertgeschätzt, wenn ihre Emotionen und Anliegen gehört und ernst genommen werden.
  • Das Erkennen von Emotionen, die Konflikten zugrundeliegen, hilft, passende Lösungen zu finden.
  • Die Begründung von Aufgaben und vielleicht manchmal auch gefühlten Zumutungen verdeutlicht, dass die Führungskraft bewusste Entscheidungen trifft, deren Entstehen nachvollziehbar ist – auch dann, wenn man die Ansicht vielleicht nicht teilt. Diese Kombination aus Bewusstheit, Verstehen, Wertschätzen und begründeter Entscheidung hilft entscheidend im Aufbau von Vertrauen.

Wie können Führungskräfte Empathie und emotionale Intelligenz entwickeln?

Wie genau könnten Sie ihre Emotionale Intelligenz und Empathie trainieren, wenn dies bislang wenig ausgeprägte Persönlichkeitsanteile waren? Wir empfehlen Ihnen verschiedene Formen angeleiteter  Selbstreflexion: Sowohl in peer-to-peer-Beratungen als auch in individuellen Coachings können Sie über ihre eigenen Emotionen, die Wahrnehmung und Deutung der Reaktionen anderer Menschen und Ihre Verhaltensweisen nachdenken. Auf diese Weise lernen Sie viel über sich, können möglicherweise blinde Flecken identifizieren und sich gezielt zu einzelnen Aspekten Ihrer Erkenntnisse weiterbilden.

Empathie beginnt mit aktivem Zuhören und Beobachten. Sie können im Alltag immer wieder kurze Zeiten einplanen, in denen Sie Ihre Wahrnehmungsfähigkeit trainieren: Auf der Tagung nicht nur die Inhalte verarbeiten, sondern für einen Moment konzentriert wahrnehmen: Welche Gefühle sind hier gerade im Raum? Wie geht es mir damit? Welchen Einfluss habe ich darauf? Warum ist die Gefühlslage so, wie sie ist?

Empathie ist dann vertrauensbildend, wenn andere diese Empathie wahrnehmen können – in Ihren und durch Ihre Handlungen. Dies kann bedeuten, Rücksicht zu nehmen, etwa, indem man einen Moment wartet, wenn andere Menschen diesen Moment gerade mehr brauchen als man selbst: um sich in Tischvorlagen zurechtzufinden, um in einem vollen Raum einen freien Platz zu sehen. Oder flexible Lösungen zu finden, wo vordefinierte Lösungen unnötig einengen, d.h. Prozesse nicht ausschließlich auf die Deadline hin planen und den Stress als gegeben hinnehmen, sondern agile Arbeitsweisen zu erproben.

Fazit: Empathie und emotionale Intelligenz als Führungsstärke

Empathie und emotionale Intelligenz sind essenzielle Kompetenzen für Führungskräfte – und sie können ebenso trainiert werden, wie sie durch kleine Handlungen, Gesten und Äußerungen im Team erlebbar werden können.

Kompetenzen sind niemals statisch.

Sie haben immer Optionen, sie und sich weiterzuentwickeln. Doch auch dann geht es nicht darum, einen Schalter umzulegen, sondern um die Gestaltung einer Arbeitskultur, die anerkennt, dass Menschen emotionale Sicherheit brauchen, um gut zu kooperieren, Schnittstellen zu gestalten, sich selbst, Prozesse und Organisationen weiterzuentwickeln und (Selbst-)Sicherheit und Resilienz aufzubauen.

Unser Coaching unterstützt Sie und Ihr Team in diesen Prozessen. Sprechen Sie uns an: busch@alexandra-busch.de und brief@mareikemenne.de

Weiterlesen:

Hertling, S. 2022. Was hilft Menschen und Organisationen, um in der Transformation wirksam zu bleiben? Kontakt- und Beziehungskompetenz. RKW Kompetenzzentrum

Zbinden, M., 2022: Menschlichkeit in der Führung. Mitarbeitende und Organisationen authentisch und erfolgreich führen. Berlin, Heidelberg: Springer Gabler.

Das könnte Sie ebenfalls Interessieren